„Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren“
sagte eins John F. Kennedy.
Als ich das Zitat gelesen habe, habe ich mich gefragt, in welchem Zusammenhang er diese Aussage getroffen hat.
Auch wenn seine Aussage heute gegenwärtiger denn je ist mit unserem steigenden Interesse und Bewusstsein an der Umwelt und der Achtsamkeit des Lebens, habe ich mich gefragt, wie es zu dieser Aussage kam.
Ich war bereits zweimal in den USA und kenne sowohl die Ostküste und Florida als auch Kalifornien. Und egal, wo ich mich in den USA hin denke, fällt mir kein Ort ein, den ich spontan als geeignet zum Radfahren beschreiben würde.
Zugegeben, der Central Park im Herzen von Manhattan ist die grüne Oase der Metropole, Treffpunkt sämtlicher Leute und Hotspot der verschiedensten Aktivitäten; darunter sicherlich auch das Radfahren. Dennoch würde ich New York nicht als Fahrradstadt bezeichnen oder überhaupt die USA als Fahrradfahrer-Land.
Vielleicht täusche ich mich aber auch….
Ich fahre relativ viel Fahrrad und habe in den letzten Jahren schon den Ein oder Anderen Fahrradurlaub gemacht. Sei es die Tour um das Ijsselmeer, unsere Radtour von Brügge nach Amsterdam oder auch von Duisburg nach Amsterdam – sie alle sind mir in positiver Erinnerung geblieben. In Deutschland sind wir den Berlin-Usedom Radweg gefahren. Dieser ist ebenfalls in Erinnerung geblieben, jedoch anders.
Während ich die Niederlande auf unseren Radtouren als durchweg Fahrradfahrer-freundliches Land kennengelernt habe, mit mehr oder weniger optimalen Fahrbedingungen, gibt es in Deutschland einfach immer wieder Faktoren, die für mich nicht nachvollziehbar sind und für Unverständnis sorgen. Insbesondere, wenn man möchte, dass die Leute mehr Fahrradfahren.
Besonders auffällig fand ich den Unterschied auf dem Weg von Aachen nach Brügge.
Kaum überquerten wir die Grenze zu den Niederlanden, änderten sich die Fahrbedingungen erheblich.
Nicht nur, dass es klar gekennzeichnete Radwege gibt, sind diese auch so breit, dass ein Auto bequem darauf fahren könnte. Die Ampel schaltet beim näher kommen automatisch auf grün – gibt es hier tatsächlich eine Vorang-Schaltung für Radfahrer? Auch dies sollte kein Einzelfall bleiben.
Und während man in Deutschland oft Angst haben muss, von überholenden Autos vom Fahrrad geholt zu werden, oder an der nächsten Kreuzung von einem Auto geschnitten zu werden, ist der Straßenverkehr in den Niederlanden ein Miteinander. Die Autofahrer halten genauso für Radfahrer wie für andere Autofahrer und auch die Radfahrer nehmen Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer.
Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Natürlich sind auch nicht in Deutschland alle Autofahrer rücksichtslos und es gibt auch in Deutschland Radwege. Allerdings ist mein Empfinden eher so, dass in Deutschland relativ wenig für Radfahrer getan wird und Radfahrer auch im Straßenverkehr noch nicht so akzeptiert werden.
Die Fahrradwege, sofern es welche gibt, sind häufig in einem sehr schlechten Zustand und müssten dringend erneuert werden. Baumwurzeln sprengen die Oberfläche, Schlaglöcher zieren den Weg. Es ist einfach so schade, denn es gibt auch so schöne Wege, die hervorragend für Touren geeignet wären, wenn die Qualität der Wegstrecke verbessert werden würde.
Neben der ausgezeichneten Radweg-Qualität in den Niederlanden schätze ich auch sehr das dortige Knotenpunkt-System als Orientierung.
„Das Fahrradknotenpunkte System ist ein Netzwerk von zusammenhängenden Strecken. Die Kreuzungen, wo die Routen zusammenkommen, werden als Knotenpunkte bezeichnet. Die Fahrradknotenpunkte sind ausgeschildert und bei vielen Knotenpunkte ist eine Informationstafel zu finden mit einer Zeige alle Radtouren von der nahe gelegenen Fahrradknotenpunkte. Das Netzwerk an Fahrradknotenpunkte ist erkennbar ausgeschildert mit grün-weißen Schildern und markiert mit der Nummer des Knotenpunkt. Über die nummerierten Schilder radeln Sie von Knotenpunkt zu Knotenpunkt. Die Distanz zum nächsten Knotenpunkt werden in Kilometer auf der Zeige alle Radtouren angegeben.“ (Quelle: fietsroutesinbeeld.nl)
Wer mich kennt, weiß, dass meine Orientierung wirklich schlecht ist. In den Niederlanden finde ich mich aber anhand dieses Knotenpunkt-Systems hervorragend zurecht.
In Deutschland gibt es auch ausgeschilderte Radwege, allerdings ist hier das System ein anderes. Es gibt bestimmte Routen, wie z.B. den Berlin-Usedom Radweg, den Leineradweg, den Weserradweg, u.v.m. Diese haben unterschiedliche Zeichen und die Ausschilderungen erfolgen zum Teil mit den Zeichen, dann widerum mit Wegweisern zum nächsten Ort oder mit Pfeilen. Die Markierungen können sowohl rot als auch grün sein. Verwirrend? Ja, finde ich auch.
Erschwerend kommt hier hinzu, dass ab und an auch mal ein Schild fehlt und man dadurch eine Abzweiung verpasst. Oder Weg führt einen in eine Sackgasse, weil eine Umleitung aufgrund einer Baustelle fehlt.
Dies ist der Punkt, wo mir das Verständnis fehlt. Wieso ist es so schwer, regelmäßig zu prüfen, ob die Schilder noch alle intakt und vorhanden sind? Und wieso wird nicht eine Umleitung ausgeschildert, wenn eine Baustelle den offiziell ausgeschilderten Weg blockiert?
Wie eingangs schon erwähnt fahre ich relativ viel Fahrrad und jetzt zu Zeiten von Corona sogar noch mehr. Ich meide den öffentlichen Nahverkehr und greife eher auf das Fahrrad zurück als auf den Bus. Aber gerade diese Kleinigkeiten, wie fehlende oder kaputte Radwege, fehlende Schilder, Baustellen ohne Umleitungsvorschlag ärgern mich und trüben ein wenig die Freude am Radfahren.
Im Herbst ist geplant den Leineradweg bis Göttingen zu fahren und von dort auf den Weserradweg zu wechseln. Ich bin gespannt, wie die Wegbeschaffenheit und Ausschilderungen auf diesen beiden Fernradwegen ist.
Wie ist eure Erfahrung mit Radfahren in Deutschland? Fahrt ihr gerne Fahrrad oder seid ihr auch (manchmal) von den Gegebenheiten genervt? Schreibt mir eure Erfahrungen gerne in die Kommentare.