Anfang Oktober war es wieder soweit: Die jährliche Radtour stand bevor. Voller Vorfreude konnte ich es kaum erwarten, dass es endlich losging. Das schlechte Wetter, das vor unserer Abreise in Norddeutschland herrschte, konnte meine Freude nicht trüben. Ich war überzeugt: in unserem Urlaub ist das Wetter gut! So sollte es dann auch sein. Genau an unserem ersten Urlaubstag hörte es auf zu regnen und es sollte auch erst wieder mit unserem ersten Arbeitstag wieder anfangen…
Schon die Bahnanreise nach Berlin war vielversprechend. Das Verstauen der Räder im Fahrradabteil ging wie von allein. Zahlreiche andere Radfahrer packten mit an und sogar die Schaffnerin half uns die Taschen und Räder in den Zug zu bekommen. Ein paar Minuten vor der geplanten Ankunftszeit erreichten wir dann Berlin. Räder satteln und los.
Ich war motiviert und etwas aufgedreht. Vielleicht fehlte mir Bewegung. Aber diese sollte ich in den nächsten Tagen mehr bekommen, als erhofft.
Aus Berlin heraus kommen war kein Problem. Die Beschilderung und auch die Radwege waren gut. Umso weiter wir jedoch aus der Stadt heraus kamen, desto schlechter wurden die Wege.
Unser erstes Ziel sollte Joachimstal sein. Etwa 75km von Berlin entfernt. Wer denkt die Strecke sei flach liegt falsch. Ein stetiges Auf und Ab, viel Kopfsteinpflaster und oft rutschig. Dafür ist die Strecke landschaftlich reizvoll. Das Abendessen in dem rustikalen Restaurant „Zur Krim“ war der richtige Abschluss des Tages.
Voller Optimismus, dass die Radwege auf der nächsten Etappe besser werden, starteten wir den nächsten Tag in Richtung Röpersdorf. 60km standen uns bevor. Schon nach kurzer Zeit stellen wir fest, dass wir wieder viel Kopfsteinpflaster erwarten durften und als weitere Herausforderung kam lockerer Waldboden dazu. Für Mountainbiker wäre die Strecke ein Traum gewesen, für das einfache Stadtrad doch eher eine Herausforderung.
Landschaftlich ist die Strecke auch hier wunderbar. Wir sind nahezu keiner Menschenseele begegnet, kaum Autos.
Mein Tipp: In der Touristinfo in Warnitz gibt es hervorragenden selbst gebackenen Kuchen!
Alle guten Dinge sind bekanntlich drei. Also werden die Wege an Tag drei doch sicherlich besser. Oder?!
Anfangs war die Strecke wirklich gut und wir schöpften neue Hoffnung. Wäre aber auch zu schön gewesen. Ein Tag ohne neue Herausforderungen? So kamen zu dem nun bereits bekannten Kopfsteinpflaster und den Waldböden Schotterwege dazu.
Die letzten 90km bis nach Ahlbeck standen uns an Tag vier bevor. Die ersten 40km laufen ganz gut und wir kommen zügig voran. Danach kommen die bekannten Hindernisse zum Vorschein: Kopfsteinpflaster, Waldboden, Schotter und nicht zu vergessen die Steigungen. Auf der Insel Usedom angekommen wirkt der Weg bis zur Unterkunft endlos. Es geht gefühlt nur bergauf. Unsere Kräfte schwinden und wir schieben unsere Räder immer öfter.
Umso glücklicher sind wir, als wir endlich die Ferienwohnung erreichen. Unsere Unterkunft für die nächsten sieben Nächte.
Wir haben im Nachhinein noch viel über den Radfernweg Berlin-Usedom gesprochen. Haben uns gefragt, ob wir uns falsch vorbereitet hatten oder schlecht informiert haben? Der Radreiseführer schreibt: „Der Radfernweg Berlin-Usedom ist insgesamt sehr gut ausgebaut und fast durchgehend gut befahrbar.“ und „Auf nur wenigen kurzen Abschnitten müssen Sie über holpriges Kopfsteinpflaster radeln.“ Hier ist unsere Meinung und Empfindung eine andere. Wir würden den Radweg nicht weiter empfehlen, zumindest nicht für Hobby-Radfahrer mit einfachen Stadträdern. Für Mountainbiker (Anfänger) ist die Tour durchaus geeignet. Wir hatten letztendlich Glück, dass es auf unserer Tour nicht geregnet hat. Bei Regen wären viele Abschnitte – insbesondere die Waldstrecken – nicht befahrbar gewesen.
Seid ihr den Berlin-Usedom Radweg schon gefahren? Wie ist eure Erfahrung?