Sünde tun, beichten und alles ist vergeben und nur noch halb so schlimm.
Zugegeben, das ist nun etwas vereinfacht dargestellt und so sieht es die Kirche sicherlich nicht. Aber dies war mein erster Gedanke, als ich von den Kompensationsleistungen für Co2-Emissionen gelesen habe. 

Der Vergleich der Emissionen einzelner Verkehrsmittel im Personenverkehr hat mich überrascht und teilweise doch schockiert. Mir war auch vorher bewusst, dass die meisten Verkehrsmittel weniger gut für die Umwelt sind. Irgendwie habe ich aber immer gedacht „ach, so schlimm ist es doch gar nicht“. In dem Buch „Fairreisen“ von Frank Herrmann ist eine Tabelle von dem Umweltbundesamt aus 2016 veröffentlicht, die den Vergleich ganz gut darstellt.

vergleich_der_emissionen_einzelner_verkehrstraeger_im_personenverkehr_-_bezugsjahr_2016
Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/bild/vergleich-der-durchschnittlichen-emissionen-0

(Da die Grafik etwas schwer zu lesen ist, hier nochmal als PDF.)

Beim Betrachten der Daten kommt vielleicht bei dem Ein oder Anderen die Frage auf, was man dagegen tun kann. Nicht mehr verreisen? Oder nur noch soweit weg, wie ich zu Fuß oder mit dem Fahrrad komme?

Nein, natürlich nicht!

Ich reise selber viel zu gerne und auch zu oft um solch eine Aussage zu treffen. Außerdem würde ich mit solch einer Aussage meinen Arbeitsplatz gefährden. Selbstverständlich soll nicht aufgehört werden zu reisen. Aber jeder kann überdenken, ob es vielleicht eine umweltfreundlichere Alternative gibt.

Oftmals ist das Streckennetz der Bahnbetreiber sehr gut ausgebaut und das Bahn-Angebot in den Ländern sehr gut, sodass man viele Strecken mit der Bahn zurück legen kann. Natürlich haben wir auch hier einen CO2-Ausstoß, aber geringer als mit dem Flugzeug.

Heutzutage sind die Flugpreise leider oft unschlagbar und deutlich günstiger als die Bahn. Da kann ich durchaus verstehen, dass man – aus Kostengründen – auf das Flugzeug ausweicht. Die Frage, die sich mir hier stellt, ist aber neben den Umweltfaktoren auch, ob das Flugzeug immer eine Zeitersparnis ist und die komfortablere Variante?

Die Flughäfen sind in den meisten Fällen etwas außerhalb der Stadt. Man muss eine gewisse Zeit eher am Flughafen sein, durch die Sicherheitskontrolle. Am Zielort angekommen, dauert es, zumindest für mich gefühlt, länger aus dem Flugzeug heraus zu kommen, als aus einer Bahn. Vielleicht muss ich dann noch auf mein Gepäck warten, sofern ich nicht nur mit Handgepäck gereist bin. Dann der Weg in die Stadt.
Im Zug dagegen kann ich arbeiten, habe inzwischen auf vielen Strecken ein recht stabiles Internet. Ich muss nicht eine Stunde (oder zwei Stunden) vor Abfahrt am Bahnhof sein und muss auch nicht ewig auf mein Gepäck warten. Außerdem bekomme ich während der Fahrt, während meiner Reise, etwas von der Landschaft, meiner Umgebung mit.
Für mich ist die Bahn zumindest eine Alternative, die man durchaus in Betracht ziehen kann (und sollte).

Bei dem Umweltbundesamt könnt ihr euch euren eigenen CO2-Fußabruck berechnen lassen.

Wer nun ein schlechtes Gewissen hat und etwas gutes Tun möchte, hat die Möglichkeit eine freiwillige CO2-Kompensationszahlung zu tätigen. Ihr errechnet mithilfe eines Klimarechners den CO2-Ausstoß eurer Reise und zahlt dann den ermittelten Betrag an einen Anbieter von Kompensationsdienstleistungen. Anbieter sind z.B. Atmosfair, ARKTIK, Klimakollekte oder myclimate.

Die Organisationen investieren das Geld in Klimaschutzprojekte. Teilweise fördern die Organisationen auch die nachhaltige Entwicklung durch Technologietransfer und Armutsbekämpfung.

Mein erster Gedanke zu diesen Kompensationszahlungen war trotzdem eher negativ. Für mich klang und klingt es etwas nach „Freikaufen“. So nach dem Motto, ich mache jetzt etwas, was nicht gut ist, zahle dafür einen Betrag X und damit ist es nicht mehr schlimm. So einfach ist das aber natürlich nicht. Der CO2-Ausstoß bleibt, die Umwelt wird weiter geschädigt.

Trotzdem denke ich, dass diese Möglichkeit der Ausgleichszahlung in die richtige Richtung geht. Durch die Berechnung eines Betrages wird man wach gerüttelt, sieht wie groß die „Schadenssumme“ ist und überdenkt vielleicht nochmal die Möglichkeiten. Und zu guter Letzt wird das Geld für die Umwelt genutzt. Um zu retten, was zu retten ist.

Wie denkt ihr über die Kompensationszahlungen? Habt ihr schon davon gehört oder vielleicht sogar selber schon Ausgleichszahlungen getätigt?