Ich erinnere mich an Montag den 16. März 2020. Wir fordern die Mitarbeiter und Kollegen auf sämtliche Arbeitsunterlagen aus dem Büro mit nach Hause zu nehmen und am nächsten Tag wieder mit zur Arbeit zu bringen. Darauf vorbereitet, dass wir plötzlich schließen müssen, als Sicherheitsmaßnahme wegen des derzeit kursierenden COVID-19 Virus.
Am Abend ist es dann schon so weit. Sämtliche Geschäfte in Niedersachen (und eigentlich ganz Deutschland) werden geschlossen. Das es so schnell geht haben wir dann doch nicht gedacht. Oder doch?
Ich hatte schon oft überlegt, wie es wohl ist, wenn man zu Hause arbeitet. Wenn man nicht mehr den täglichen Weg zur Arbeit hat, keine Kollegen um sich hat und komplett auf die Technik und elektronische Kommunikationsmöglichkeiten angewiesen ist.
Meine Vorbereitungen
Noch am Abend habe ich mir mein „Büro“ für die nächste Zeit eingerichtet. Wobei Büro hier auch zu viel gesagt ist. Ich habe einen Esstisch zwischen Fenster und Sofa in unserem Wohnzimmer gestellt. So habe ich eine kleine Nische, die in der nächsten Zeit mein Arbeitsplatz sein wird. Wie lange ich nun zuhause sein werde ist ungewiss.
Mein Laptop ist eingerichtet, die Arbeitsprogramme bestmöglich vorbereitet. Nun fehlt nur noch der Fernzugriff auf meinen Computer auf der Arbeit. Dieser wird am folgenden Tag von der IT eingerichtet.
Am Dienstag ist es dann soweit. Arbeiten von zu Hause.
Routine im Alltag
Für mich war es von Anfang an wichtig eine gewisse Routine zu bekommen, um meine Arbeit und meine Freizeit voneinander trennen zu können, auch wenn es keine räumliche Unterscheidung mehr gibt. Schließlich arbeite ich in unserem Wohnzimmer.
Obwohl ich es liebe zuhause in Jogginghose herumzulaufen, war für mich klar, dass ich so nicht arbeiten werde. Genauso wenig wie für mich das Arbeiten auf dem Sofa in Frage kam. Das sind für mich zwei der wichtigen Punkte, wie ich Freizeit und Arbeit voneinander trennen und vor allem auch unterscheiden kann.
Erstaunlicherweise hatte ich meine Routine schneller gefunden als ich anfangs geahnt hatte.
Nach dem gemeinsamen Frühstück mit meinem Mann, ist er anfangs noch ins Büro gefahren. Da ich noch Zeit bis Arbeitsbeginn hatte, habe ich erst ein paar Kleinigkeiten im Haushalt gemacht, habe meinen Arbeitsplatz vorbereitet, die Computer gestartet, Handy bereit gelegt. Um meinen Arbeitsbeginn mir dann auch deutlich zu machen, schließe ich die Wohnzimmertür, die sonst eigentlich immer offen steht. Ansonsten versuche ich mich an meinem Büroalltag zu orientieren und möglichst viel gleich zu machen und so bestimmte Gewohnheiten beizubehalten.
Während meiner Mittagspause verlasse ich das Wohnzimmer, lüfte den Raum und mache einen kleinen Spaziergang. Wieder zuhause koche ich mir einen Kaffee und widme mich wieder der Arbeit.
Zum Feierabend werden die Computer ausgemacht und das Handy wieder auf lautlos gestellt. Außerdem wird die Jeans mit der Jogginghose getauscht 🙂
Zugegeben, mit der Zeit hat sich der Arbeitsalltag etwas geändert. Insbesondere seitdem auch mein Mann von zu Hause aus arbeitet. Trotzdem ist eine gewisse Routine da und die Unterteilung von Arbeit und Freizeit.
Neugewonnene Zeit
Durch den fehlenden Arbeitsweg, der bei mir täglich zwei Stunden ausmacht, habe ich natürlich an Zeit gewonnen. Die Kurzarbeit seit April steuert auch noch etwas mehr Zeit dazu.
Ich merke, dass mir diese neu gewonnene Zeit gut tut. Ich habe Zeit für Dinge, die ich sonst nicht getan habe. Nicht, weil ich keine Zeit hatte (die hätte ich mir durchaus nehmen können), sondern einfach, weil die Tage mehr Kraft gekostet haben.
Zurück zum Alltag
Ab Montag öffnen wir unser Büro wieder, wenn auch vorerst mit reduzierten Öffnungszeiten. Damit neigt sich auch die Homeoffice Ära langsam aber sicher dem Ende. Anfangs werde ich jede zweite Woche im Büro sein, und ansonsten zu Hause arbeiten. Sobald die Öffnungszeiten wieder weiter ausgedehnt werden, wird sich die Homeoffice Zeit entsprechend reduzieren.
Ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf diese Zeit. Auf der einen Seite freue ich mich, dass wieder etwas Normalität zurück kommt, die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit noch klarer definiert ist. Auf der anderen Seite habe ich mich in den letzten sechs Wochen an das Homeoffice gewöhnt und es auch lieben gelernt. Ich habe anfangs nicht gedacht, wie gut es funktioniert und die gewonnene Zeit ist einfach viel mehr wert als jedes Geld auf der Welt.
Wie ist es bei euch? Arbeitet ihr von zuhause? Wie differenziert ihr eure Arbeit von eurer Freizeit? Arbeitet ihr lieber zuhause oder woanders?
Hallo Nicole,
was mir beim Home Office zunächst am schwersten gefallen ist, war das Abarbeiten am Stück. Da mein Partner auch zu Hause ist, kam es gelegentlich zu Ablenkungen, sodass sich die Arbeit länger über den Tag verteilt.
Ich wollte meinen, durch meine Erfahrungen in der ortsunabhängigen Selbstständigkeit wäre ich dafür gewappnet gewesen. Doch die Situation, dass alle Mitglieder eines Haushalts ständig aufeinander hocken, bringt noch einmal gravierende Unterschiede mit sich.
So oder so, egal ob bei Lohnarbeit oder Privatprojekten, begebe ich mich gern in Klausur und schotte mich ab.
Lieber Gruß
Philipp
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