Die Entspannung vom Urlaub sollte schon mit der Anreise beginnen. Das ist der Grund, weswegen wir, sofern möglich, mit der Bahn reisen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Bahn weitestgehend pünktlich ist (ja, ich weiß, dass ich an dieser Stelle viele Gegen-Kommentare ernten werde. Aber ich spreche von meinen Erfahrungen und diese sind durchaus positiv!)
Ich selber fahre kaum bis gar kein Auto, eigentlich nur als Beifahrerin. Für mich ist das Autofahren, auch als Beifahrerin, anstrengend. Stadtverkehr und Landstraße ist ok, aber spätestens auf der Autobahn hätte ich oftmals gerne selber eine Bremse. Beim Überholen von LKWs schließe ich die Augen. Ich kann nicht genau erklären woran es liegt, aber Autofahren auf etwas volleren Straßen ist für mich einfach nur Stress. Auch für meinen Freund, der das Auto fahren darf (muss) ist es wenig erholsam. Von der Umgebung bekommt er nichts mit. Der Blick ist auf die Straße gerichtet. Eine Beifahrerin, die hin und wieder mit bremst oder leise aufschreit, fördert die Erholung auch nicht wirklich. Also fahren wir Bahn.
Bei langfristiger Planung und wenn man nicht unbedingt zu den Zeiten fahren möchte, an denen auch sämtliche Geschäftsreisende fahren, bekommt man inzwischen wirklich sehr gute Preise bei der Bahn. So hat das bequeme Reisen mit der Bahn auch gleich den weiteren Vorteil der Kosteneinsparung.
Unter diesen Aspekten haben wir auch unsere letzte Reise an den Gardasee gebucht. Anreise an einem Donnerstag, Rückreise an einem Mittwoch. Nicht die typischen Reisetage, so haben wir auch einen sehr guten Preis in der 1. Klasse erhalten. Die Fahrt mit der Bahn selber war auch, wie zu erwarten, sehr entspannt. Die 10-minütige Verspätung auf der Hinfahrt kam uns in diesem Fall tatsächlich mal mehr als gelegen, sodass ich mich an dieser Stelle einmal bei der Bahn bedanken möchte 🙂
Ohne diese Verspätung hätten wir unseren Zug wohl nicht rechtzeitig erreicht. Schuld daran war absolut kein Betreiber irgendwelcher öffentlicher Verkehrsmittel, sondern wir ganz allein. Wir, die normalerweise eher 30 Minuten zu früh am Bahnhof sind, haben es dieses Mal geschafft, die Zeit zu vergessen. Ich frage mich noch immer, wie das passieren konnte und wie wir es trotzdem geschafft haben, den Zug zu erreichen.
Unser Zug sollte planmäßig um 08:26 ab dem Hauptbahnhof in Hannover fahren. Von zuhause fahren wir ca. 10 Minuten mit dem Bus zum Bahnhof. Wir sind an dem besagten Morgen früh aufgestanden, haben in Ruhe gefrühstückt, die restlichen Sachen eingepackt und gegen 08:00 haben wir uns dann überlegt, dass wir ja so langsam mal zum Bus gehen könnten. Auf dem Weg zur Bushaltestelle kam uns schon ein Bus entgegen. Da wir aber keine Lust zu Laufen hatten, haben wir beschlossen den nächsten Bus zu nehmen. Wir haben ja Zeit. Schließlich haben wir Urlaub. Falsch gedacht.
Mit Schrecken mussten wir feststellen, dass der nächste Bus erst um 08:16 fährt, 10 Minuten Fahrtweg, 08:26 Abfahrt des Zuges. Passt nicht. Verdammt. Was nun? Wir hatten natürlich einen Sparpreis gebucht, waren also auf die gebuchten Züge festgelegt. Während mein Freund bereits das Taxiunternehmen kontaktierte, überlegte ich schon, wann wohl der nächste Zug nach München fährt und ob wir damit unseren Anschluss zum Gardasee erreichen würden. In München sollten wir schließlich eine Umsteigezeit von einer Stunde haben.
Taxi sollte gleich kommen. Oh ja, da kommt eines. Aber warum fährt es an uns vorbei? Verdammt! Wir haben die falsche Adresse angegeben (Falls sich jemand fragt, wie das passieren kann: Der Name der Bushaltestelle ist leider nicht identisch mit dem Straßennamen und das Taxiunternehmen kannte die Bushaltestelle nicht….) Also schnell nochmal anrufen und die Adresse korrigieren. Die Zeit läuft. Taxi kommt. „Bitte schnell (!) zum Bahnhof! In 10 Minuten fährt unser Zug“. Ich weiß nicht wie, aber der nette Taxifahrer hat es tatsächlich geschafft, trotz Berufsverkehr und Baustelle, uns irgendwie in 9 Minuten zum Bahnhof zu fahren. An dieser Stelle auch einen ganz, ganz herzlichen Dank an den Taxifahrer, ohne den wir den Zug wirklich niemals rechtzeitig erreicht hätten! Am Bahnhof angekommen, es war inzwischen 08:26, Taschen genommen und losgerannt.
Stolpern, Rucksack rutscht vom Rücken (man sollte Rucksäcke richtig aufsetzen…), Obst kullert aus der Tasche. Okay, das war’s. Den Zug bekommen wir nie. Obst aufsammeln. Rucksack auf. Tasche richten. Los Richtung Infostand. Schauen wir mal, wann der nächste Zug fährt. Blick auf die Abfahrtsanzeige. „Unser Zug hat 5 Minuten Verspätung. Das schaffen wir“. Also wieder los gerannt. Ich muss zugeben, dass ich unter normalen Umständen solche Personen nicht mag, die rücksichtslos durch den Bahnhof rennen, Personen umrennen. An diesem Morgen gehörte ich selber dazu und werde vielleicht in Zukunft etwas mehr Verständnis aufbringen. Mit der Tasche die Treppe hoch. In der Not hat man ja plötzlich unbekannte Kräfte (die Reisetasche war wirklich schwer, trotzdem konnte ich plötzlich eine Treppe damit hinauf rennen). Unser Zug steht noch da. Ich war noch nie so erleichtert und froh, dass ein Zug Verspätung hat. Also rein in den Zug und mit den Taschen dann im Zug zum richtigen Wagen und unseren Plätzen durchkämpfen.
Wir haben es geschafft. Zug erreicht. Plätze gefunden. Der Urlaub konnte dann mit kleiner Verzögerung beginnen. Nach einer guten halben Stunde war dann auch irgendwann der Adrenalin Spiegel wieder normalisiert.
Bei den nächsten Zügen waren wir dann immer mehr als rechtzeitig am Bahnhof und haben nichts mehr dem Zufall überlassen.
Unnütze Aufregung am frühen Morgen, unnötiger Stress zum Urlaubsbeginn – braucht man definitiv nicht, aber was wäre eine Reise schon ohne Zwischenfälle und Geschichten für die Nachwelt?